Ausnahmeregel: Schmerzpatient darf Cannabis anbauen

24.11.2016, 12:40 Uhr in Service, Anzeige
Kokopelli / pixelio.de

Ein Schwerkranker in Deutschland hat nun die Erlaubnis bekommen, seine eigenen Hanfsamen zu kaufen und sie zu Hause anzubauen. Das Ziel ist es, seine eigene Cannabis-Pflanze zu züchten, um seine Schmerzen zu lindern. Dieser richterliche Beschluss stellt wieder einmal in Frage, ob es sich bei Cannabis um eine illegale Droge oder um ein wichtiges Medikament handelt.

In Deutschland gibt es bereits Ausnahmeregelungen zum Erwerb von medizinischem Cannabis, allerdings dürfen nur sehr wenige Patienten legal Medikamente dieser Art erwerben. Schon gar nicht durften Patienten ihre eigenen Cannabis-Pflanzen anbauen – aber das ändert sich mit dieser Ausnahme nun.

Erstmals darf in der Bundesrepublik ein schwerkranker Patient das Cannabis anbauen, auf das er angewiesen ist. Ein 53-jähriger Mann aus Mannheim hat die Erlaubnis bekommen, maximal 130 Cannabispflanzen pro Jahr in seinem Badezimmer anzubauen. Diese darf er nur zur Eigennutzung und lediglich aus medizinischen Gründen züchten. Der Grund: der Mann leidet schwer unter Multipler Sklerose, eine Krankheit, die sich gut mit Cannabis in Schach halten lässt.

Bisher waren alle Anträge zum Eigenanbau von Hanfpflanzen konsequent vom Bundesinstitut für Medizin abgelehnt worden. Mehr als 900 Patienten haben in Deutschland zwar eine Erlaubnis zum Konsum von medizinischem Marihuana bekommen, aber so weit sollte es dann doch nicht gehen. Das Problem an der Regelung: sie müssen die Kosten für ihre Medikamente selber tragen. Für ein Gramm Cannabis in der Apotheke zahlt man 15 Euro.

Der Mannheimer Patient hat seine Geduld bewahrt und sich durch mehrere Anträge und gerichtliche Instanzen gekämpft, bis der Entschluss zu seinen Gunsten ausfiel. Die 1500 Euro, die er durchschnittlich pro Monat für das lebenswichtige Medikament ausgeben muss, werden ihm nun erspart bleiben. Er darf jetzt selber seine Hanfplanzen anbauen, ernten und zum medizinischen Zweck verwenden.

Diese Regelung wird nicht auf Dauer existieren, denn die Bundesregierung plant seit diesem Jahr sowieso, dass die Kosten von medizinischem Cannabis ab 2017 von den Krankenkassen übernommen werden. Passiert das tatsächlich, so erlischt die Ausnahmeerlaubnis des MS-Patienten aus Mannheim.

Bis es so weit ist, kann er sein Badezimmer als Nährboden benutzen. Er darf maximal 20 Hanfplanzen gleichzeitig anbauen. Was er nicht braucht, muss vernichtet werden.

Bild: Kokopelli / pixelio.de