Devisen: Euro stagniert, Britisches Pfund erholt sich leicht

24.01.2017, 13:02 Uhr in Service, Anzeige
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„Der Brexit wird eine große Sache werden“. Donald Trump, der designierte Präsident der Vereinigten Staaten, stellte sich bei einem Interview (vergangenen Sonntag) auf die Seite der Briten. Stunden später: Im asiatischen Devisenhandel beginnt die Talfahrt des britischen Pfunds; Montag rutschte das britische Pfund unter 1,20 US-Dollar – zum ersten Mal seit Oktober 2016. War Trump für den Absturz verantwortlich? Schlussendlich stärkte der designierte Präsident den Briten den Rücken. Er sei auch für einen „fairen Freihandelsvertrag“ mit Großbritannien und würde die Briten „selbstverständlich unterstützen“. Doch viele Experten wussten, dass nicht Trump für die Talfahrt verantwortlich sein kann: Vielmehr blickten die Anleger und Analysten nach Großbritannien: Theresa May, die britische Premierministerin, kündigte für Dienstag weitere Details zum „Brexit“ an. Schon am Wochenende gab es einige Medienberichte, dass May den „harten Brexit“ anpeile.

Das britische Pfund hat sich erholt
Kein Wunder, dass die Anleger den Dienstag herbeisehnten. Welche Details würde die Premierministerin verraten? Hält sie den Kurs des „harten Brexits“? Die Erleichterung war jedenfalls groß, da sich nach der Rede das Pfund Sterling erholt. Zeitweise lag das Pfund bei 1,2347 US-Dollar. Es war der größte Tagesanstieg seit dem Jahr 2008. Der Grund? Theresa May verkündete, dass das Parlament über die Bedingungen des EU-Austritts abstimmen werde. „Natürlich muss der Deal gut sein“, so Athanasios Vamvakidis gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Äußerung, dass das Parlament am Ende entscheiden werde, beruhigte auch die Aktienmärkte. Der Dax-Chart lag am frühen Dienstagnachmittag bei 11.554,04 Punkten (-0,01 Prozent); zuvor hatte er mehr als ein Prozent eingebüßt. Auch der EuroStoxx 50 Chart, der Leitindex der Eurozone, konnte seine Verluste wettmachen und verbuchte – gegenüber dem Vortag – gerade einmal ein Minus von 0,12 Prozent.

Ist das Pfund der Spielball der Politik?
Fakt ist, dass das britische Pfund ein Spielball der Politik geworden ist. Doch dafür ist nicht nur der „Brexit“ verantwortlich. Monate, bevor die Briten für den EU-Austritt gestimmt haben, musste das britische Pfund immer wieder Verluste hinnehmen. Seit 2015 musste die britische Währung – gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung – ein Viertel an Wert einbüßen. Zudem fiel das britische Pfund – in Relation mit dem US-Dollar – auf den niedrigsten Stand seit mehr als 30 Jahren.

Briten wollen zumindest ein Partner bleiben
„Wir sind überrascht, dass sich Theresa May doch verhandlungsbereit gezeigt hat“, so Jochen Stanzl, Analyst bei einem großen Broker. Natürlich haben die Investoren die Hoffnung, dass die Briten und die EU eine gemeinsame Lösung finden werden. Zudem betonte May, dass Großbritannien weiterhin ein verlässlicher Partner der Europäischen Union bleiben werde. Ihr Ziel? Eine gleichberechtigte Partnerschaft. Eine Teilmitgliedschaft lehne sie jedoch ab. „Auch wenn die Briten nicht mehr zum EU-Binnenmarkt gehören, so möchten wir den größtmöglichen Zugang aushandeln“, verkündete die Premierministerin.

Kommt es zum „Frexit“?
Die Investoren wissen aber, dass das chaotische Jahr 2016 schon bald getoppt werden könnte: Donald Trump, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, ist kein Freund der Europäischen Union; er gilt als unberechenbar und kann – aufgrund seiner Twitter-Meldungen, Aussagen oder auch Handlungen – für enorme Kursveränderungen sorgen. Doch auch innerhalb der EU wird es interessant; die Blicke sind nach Frankreich gerichtet – in wenigen Monaten findet die Wahl des französischen Präsidenten statt. Marine Le Pen, die Vorsitzende des Front National, hat bereits angekündigt, dass auch in Frankreich ein EU-Austritts-Referendum abgehalten werde, sofern sie die französische Präsidentin wird. Die Experten und Meinungsforscher sehen jedoch keine Gefahr: Le Pen sei eine Außenseiterin, die keine realistische Chance hat. 2016 hat aber gezeigt, dass derartige Aussagen nicht immer stimmen müssen. So ging auch Donald Trump als Außenseiter ins Rennen.