Würzburg: Eine Woche nach Messerattacke - das ist bekannt

02.07.2021, 05:14 Uhr in Gesprächsstoff
Blumen und kerzen am barbarossaplatz
Würzburg: Eine Woche nach Messerattacke - das ist bekannt

Würzburg ist weiter in Trauer - eine Woche ist die tödliche Messerattacke nun her. Das sind die aktuellen Entwicklungen.

Ermittlung:

Was ist bekannt?

Der 24-jährige Somalier ist am vergangenen Freitag um 17 Uhr in das Kaufhaus Woolworth gegangen. Dort hat er sich Messer von einer Verkäuferin zeigen und stach dann unvermittelt auf mehrere Personen ein. Es starben drei Frauen aus der Region – sie waren 24, 49 und 82 Jahre alt. Er verließ das Kaufhaus und attackierte weitere Menschen. Insgesamt wurden sieben verletzt, fünf lebensgefährlich. Couragierte Passanten bewaffneten sich und verfolgten den Täter. Die Polizei nahm ihn fest. Danach wurde sein Zimmer in einer Obdachlosenunterkunft in der Zellerau durchsucht. Der Somalier kam in Untersuchungshaft. Die Ermittler gehen jetzt mehr als 100 Spuren nach. Darunter auch ein Video aus Chemnitz 2018. Dort soll der Täter als Zeuge nach einem rassistischen Übergriff aufgetreten sein.

Was ist nicht bekannt?

Das Tatmotiv ist weiter unklar. War es Frauenhass? War eine psychische Erkrankung die Ursache? Gab es einen religiösen Hintergrund? Der Ermittler hatten bis gestern noch kein entsprechendes Propagandamaterial gefunden. Trotzdem halten sie einen solchen Hintergrund weiter als naheliegend. Dafür sprechen laut Landeskriminalamt Zeugenaussagen zu „Allahu Akbar“- Rufen und Dschihad-Äußerungen.

Was wissen wir über den Täter?

Der Mann ist 24 Jahre alt und stammt aus Somalia. Er floh 2015 aus dem Bürgerkriegsland nach Deutschland. Seit September 2019 ist er als Asylbewerber in Würzburg erfasst. Sein Asylantrag wurde schon 2016 abgelehnt – er ist trotzdem legal in Deutschland, weil er aufgrund der unsicheren Lage in seinem Heimatland nicht abgeschoben werden kann. In Würzburg lebte zuletzt er in einer Obdachlosenunterkunft.

Wo ist er aufgefallen?

Aufgefallen war er schon mehrfach. Unter anderem in der Würzburger Obdachlosenunterkunft, in der er lebte. Dort bedrohte er Anfang Januar einen Mitbewohner mit einem Küchenmesser. Der Somalier kam in eine psychiatrische Einrichtung. Ein Zeuge bekam danach ein Telefonat mit, worin der Täter behauptete vor mehr als 10 Jahren – als Minderjähriger- Menschen in Somalia getötet zu haben. Die Ermittlungen wurden nach Prüfung eingestellt. Im Juni lehnte das Amtsgericht Würzburg es ab, ihm einen Betreuer zu stellen – weil es nicht erforderlich gewesen sei. In Würzburg fiel der Somalier Mitte Juni erneut auf. Er setze sich bei Fremden ins Auto – es folgte wieder eine psychiatrische Behandlung.

Weiter Trauer:

Die Trauer ist auch eine Woche nach der Tat noch groß. Weiter kommen Menschen zum Tatort und legen dort Blumen nieder und zünden Kerzen an. Nach der Tat waren Innenminister Hermann, später auch Ministerpräsident Söder nach Würzburg gekommen. Am Sonntag gab es einen Gedenkgottesdienst im Dom. Heute stehen weitere Veranstaltungen an: Von 16:45 Uhr an will das Würzburger Bündnis Zivilcourage für eine Stunde lang eine Menschenkette vom Barbarossaplatz zum Rathaus bilden. 1.000 Personen sind angekündigt, auch Bischof Franz Jung. Die AFD hält um 17 Uhr eine Mahnwache mit 100 Personen in der Theaterstraße. Eine Gegen-Gedenkveranstaltung organisieren die Antifa, Fridays For Future und Co. ab 19 Uhr am Hauptbahnhof. 400 Teilnehmer werden erwartet.

Was ist seitdem passiert?

Nach wie vor ist die Polizei verstärkt in der Stadt unterwegs. Zeitweise parken Beamte am Tatort. Ziel ist es, dass sich die Menschen in Würzburg sicher fühlen. Mit der Messer-Attacke rückte auch die Situation in den Flüchtlingsheimen in Würzburg in den Fokus. Die Caritas-Migrationsberatung berichtet davon, dass viele somalische Landsleute direkt nach der Tat das Gespräch suchten und sich entschuldigten. In der Unterkunft in der Veitshöchheimer Straße kümmert sich aktuell ein Sozialarbeiter um fast 360 Asylsuchende. Mehr Personal ist bisher nicht angedacht. Der Grund: Die Caritas wird durch kirchliche Gelder finanziert, weil immer mehr Menschen daraus austreten, ist aber weniger Geld da. Das fehle für die Beratung.