Gut Öttershausen: Ein Lost Place wird renoviert

03.12.2025, 05:30 Uhr in Stadtgespräch
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Foto: IG Gut Öttershausen e.V.

Wer zwischen Volkach und Kolitzheim mit dem Auto unterwegs ist, der könnte plötzlich abgelenkt werden. Denn auf einem freien Feld steht ein beeindruckendes Gebäude: drei Stockwerke hoch, eingefallenes Dach, dunkle Fensterhöhlen. Eine richtige Ruine! Fast 1.000 Jahre alt sind die Grundmauern des Gutshofes Ötterhausen. Ein Team kümmert sich nun ehrenamtlich um die Renovierung des Lost Places.

Bewegte Geschichte

Der Gutshof stammt aus dem Jahr 1069. Seine heutige Form erhielt er durch den Architekten Balthasar Neumann - ja, der Balthasar Neumann, der auch die Würzburger Residenz gestaltet hat. Und das macht den Bau auch so besonders. Denn der Baumeister hat hier im 18. Jahrhundert durch seine Gewölbebauweise ein in dieser Form extrem seltenes Gebäude geschaffen.

Der Zweck war trotzdem recht profan, denn der Gutshof diente vor allem als Kornspeicher. 600 Tonnen Getreide hatten Patz. Bis in die 1970er Jahre lagerte es hier, anschließend befand sich eine Schnapsbrennerei in dem riesigen Gebäude. Seit den 80ern stand der Bau leer und verfiel immer mehr. Bis Reinhard Mast auf den Gutshof aufmerksam wurde.

Fotos: Interessengemeinschaft Gut Öttershausen e.V.

Renovierung in der Freizeit

2014 war das, und zwar eher zufällig. Den Juristen ließ der riesige Bau nicht mehr los und er entschloss sich, Gut Öttershausen zu retten. Dazu gründete er die Interessengemeinschaft Gut Öttershausen e.V. Der Hof ist immer noch im Besitz des Grafen von Schönborn, dessen Vorfahren den Umbau durch Balthasar Neumann in Auftrag gegeben hatten. Der Graf gab vor vier Jahren das sogenannte Erbbaurecht an den Verein.

Damit sind Reinhard Mast und seine insgesamt 43 Helfer 50 Jahre lang quasi die Besitzer des Gebäudes und können dort anpacken. Das passiert ehrenamtlich. "Über 20 Tonnen Schutt haben wir schon rausgeschafft", sagt Mast. Dazu haben sie Balken ersetzt und provisorische Dächer eingezogen. An erster Stelle steht erst mal die Sicherung der Substanz. Und das ist teuer.

Förderung von Land und Bund

Rund 800.000 Euro sind erst mal geplant. Geld, das größtenteils aus der Förderung kommt. Trotzdem müssen die Vereinsmitglieder mindestens 30.000 Euro selbst aufbringen. "Alle, die gerne spenden möchten oder auch mithelfen, sind natürlich herzlich willkommen", meint Reinhard Mast. Das könnt Ihr hier tun.

Nach der Bausicherung wird es wohl noch viele Jahre weitergehen, denn Arbeit gibt es genügend, beispielsweise den Einbau einer Heizung. Immerhin soll das Haus am Ende ein "Balthasar Neumann Forum" werden. Besucher können sich über den großen Baumeister informieren und das an einem Ort mit Geschichte. Und natürlich können dort alle möglichen kulturellen Veranstaltungen stattfinden.

Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Wer sich den Gutshof Öttershausen noch als Lost Place ansehen will, der kann das mit der virtuellen 360-Grad-Tour machen. Und auch bei Google könnt Ihr Euch den Hof anschauen.

Foto: Interessengemeinschaft Gut Öttershausen e.V. / Ponnie Images