Würzburg: Als "American Life" in Würzburg Alltag war

05.11.2024, 05:30 Uhr in Stadtgespräch
Leighton barracks Video

In der Woche der US-Wahl 2024 blicken viele nach Amerika.

Hier zeigen wir einen Blick zurück als in Würzburg in den Leighton Barracks der "American Way of Life" Alltag war:

Der straßenüberspannende Bogen der Rottendorfer Straße ist das ehemalige Kasernen Haupttor. In den Wohngebäuden neben der Straße befinden sich noch englischbeschriftete Hinweisschilder im Keller oder eingewachsene Gedenktafeln für US-Piloten neben KITA-Spielplätzen.

Überall blitzt die langjährige Nutzung als Hauptstützpunkt der US-Army in Würzburg am Hubland durch. Auf 135 Hektar (ungefähr die Fläche der Würzburger Innenstadt im Bischofshut) war die Kaserne der Hauptstützpunkt der amerikanischen Streitkräfte in Würzburg.

Von Ostern 1945 an hatte die US-Army dort am Hubland für sich und die Armee-Familien Schulen, Sportanlagen und sogar eine eigene Radiostationen (im mittlerweile neuaufgebauten Tower-Gebäude) errichtet. In Spitzenzeiten lebten dort bis zu 10.000 Soldaten, Armee-Angesellte & Familien.

Die größte Shopping-Mall in Europa

Zum Einkaufen gab es natürlich eine eigene Shopping-Mall inkl. Taco-Bell & Burger King.

Diese war bei der Eröffnung 1998 das größte Einkaufszentrum der Amerikaner in Europa.

Dank der Facebook-Seite "Leighton Barracks Würzburg" und dem Historiker Roland Flade können wir hier einige Fotos vom "American way of life" zeigen:

Was ist geblieben?

Aktuell ist "nur noch" die alte Sporthalle ein letztes sichtbares Überbleibsel der alten Leigthon-Barracks-Zeiten im sonst runderneuerten Stadtteil Hubland.

Hier sieht im Jahr 2009 den Zustand nach dem Abzug. Ein Großteil der Fläche wurde im Zuge der Landesgartenschau erneuert, so wurde z.B. auch die Shopping-Mall komplett abgerissen.

Wo gibt es denn sonst noch Stellen mit US-Bezug in der Stadt?

Fast in jedem Stadtteil - fährt man vom Hubland Richtung Stadtmitte, kommt man am schicken Mönchberg-Park vorbei - auch das war bis 2007 über 70 Jahre das US-Hospital der US Army.

An der B27 ist schon 1992 aus den Emery-Barracks die Gemeinschaftsunterkunft des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge an der Veitshöchheimer Straße geworden.

In der Zellerau sieht man vom alten Hindenburg-Barracks-Gelände nichts mehr - dort steht z.B. seit 2017 die staatliche Feuerwehrschule.

Ein letzte Umwandlung von Kaserne zur zivilen Nachnutzung steht an der Faulenberg Kaserne an.

Das seit 2007 verlassene Militärgelände an der Nürnberger Straße will die Stadt nun aber final Anfang 2025 vom Bund abkaufen.

Geplant sind dann 270 Wohnungen, Gewerbeflächen, Kulturangebote & eine Unterbringung des THW.

In der Stadt gibt es noch einige prägende Punkte, bei denen sich die Würzburger und die Amis trafen - wo waren denn das die Spots?

Lange war die deutsch-amerikanische Freundschaftswoche ein Highlight im Veranstaltungskalender. Das Volksfest auf dem Flugplatzgelände fand bis 2001 statt & war eine der wenigen Möglichkeiten auf das Kasernen-Gelände am Hubland zukommen.

Die Amis und ihre Familien kamen aber natürlich auch in die Stadt. Getanzt wurde im Tirili (1989 - 2017) unter der Stadtmensa oder z.B. im Green Goose in der Haugerpfarrgasse, wo bis zur Schließung im Sommer das Studio als Disko die Tanztradition fortgeführt hat.

Und das älteste Gewerbe der Welt hatte auch einen Spitznamen - die Gattingerstraße war in den US-Kreisen wegen des Rotlicht-Mileus nämlich die "Funfzick Mark Sstrasse".