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Unterfranken: Gewalt gegen Polizeibeamte nimmt weiter zu

09.05.2023, 05:30 Uhr in Lokales
Faust Schlag Kampf Symbolbild
Foto: PIXABAY.COM

Immer öfter kommt es, auch in Unterfranken, zu Gewalttaten gegen Polizeibeamte. Das teilt die Deutsche Polizeigewerkschaft jetzt mit und fordert deshalb deutlich mehr Schutz und Rückhalt von der Politik.

600 Gewalttaten gegen ihre Einsatzkräfte hat die Polizei im vergangenen Jahr in der Region registriert – ein Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Knapp 1.500 Polizeibeamte sind dabei geschädigt, 240 verletzt worden, vier von ihnen schwer.

Die Übergriffe reichen dabei von Widerstand gegen Kontrollen und Festnahmen, Beleidigung, Körperverletzung bis hin zu Todesdrohungen gegen die Beamten und deren Familie.

Verrohung der Gesellschaft

Die Gründe dafür sieht Thomas Grimm, Bezirksvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in Unterfranken, in einer allgemeinen „Verrohung der Gesellschaft“, der fehlenden Vermittlung entsprechender Werte in der Erziehung durch Eltern, in Kitas und Schulen, sowie den Folgen und Möglichkeiten von Social Media.

Die Hemmschwelle hin zu Gewaltbereitschaft sei in den letzten Jahren immer weiter gesunken, angetrieben auch durch Hatespeech im Internet und die Bestätigung für Videos von Gewalt gegen Beamte, die in den Sozialen Netzwerken verbreitet werden und dort oft auf Zuspruch treffen.

Alkohol und Gruppenbildung

Alkohol und andere berauschende Substanzen würden die Hemmschwelle weiter senken, was besonders bei Kontrollen und Einsätzen im Nachtleben, aber teilweise beispielsweise auch bei Verkehrskontrollen eine Rolle spielen kann.

Während das kein neues Phänomen ist, komme es aber seit wenigen Jahren zu einer neuen Form der Gewalt. Die Gewerkschaft beobachtet, dass sich zunehmend auch unbeteiligte Personen in polizeiliche Maßnahmen einmischen würden, um den kontrollierten oder festgenommenen Personen zu „helfen“.

Dabei komme es zu Gruppenbildungen, die die Arbeit der Polizei nicht nur erschweren würden, sondern die Beamten auch zunehmender Gefahr im Einsatz aussetzen würden.

Corona als Brandbeschleuniger

Besonders die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Kontrollen und Versammlungen hätten die Bereitschaft zu Gewalt gegen Polizei und Rettungsdienste noch einmal verstärkt. „Gewalt gegen die Einsatzkräfte gab es schon vorher, aber Corona war wie ein Brandbeschleuniger“, so Grimm.

Von Justiz und Politik fordert er ein klares Bekenntnis zur Polizei, bis hin zu rechtlichen Konsequenzen. Laut Grimm müsse eine Todesdrohung gegen einen Polizisten oder eine Polizistin im Einsatz juristisch beispielsweise schwerer gewichtet werden, als die gleiche Drohung gegen eine Privatperson.

Als Reaktion auf die Entwicklung seien die neuen und zunehmenden Fälle von Gewalt gegen die Beamten auch Teil der Polizeiausbildung geworden.