Auto oder Motorrad – was bringt deutschen Städten wirklich Entlastung?

25.08.2025, 13:40 Uhr in Service, Anzeige
Stau Stadtverkehr Autos Motorrad pixabay
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Der Verkehr in deutschen Städten steht zunehmend unter Druck. Staus, Parkplatznot und steigende Emissionen prägen das Bild. Für viele Pendler stellt sich daher die Frage, ob das Auto weiterhin die beste Wahl ist oder ob ein Motorrad – insbesondere leichte 125er-Maschinen – nicht die praktischere Lösung darstellt. Schon heute zeigt sich, dass die Entscheidung nicht nur eine Frage der persönlichen Vorlieben ist, sondern auch die Entwicklung der Städte beeinflusst.

Laut Umweltbundesamt verbringen Autofahrende in Deutschland im Schnitt 46 Stunden jährlich im Stau, in Ballungszentren wie München oder Berlin sogar deutlich mehr. Das entspricht fast einer ganzen Arbeitswoche, die buchstäblich im Verkehr verloren geht. Dazu kommen steigende Benzinkosten, die Suche nach Parkplätzen und die psychische Belastung durch überfüllte Straßen. Motorräder können hier eine erstaunlich effiziente Alternative sein: Sie sind beweglicher, benötigen nur einen Bruchteil des Platzes und reduzieren die Zeitverluste erheblich.

Der Boom kleiner Motorräder ist kein Zufall. Seit Einführung der B196-Erweiterung im Jahr 2020 dürfen Autofahrer mit mindestens fünf Jahren Erfahrung Leichtkrafträder bis 125 cm³ bewegen – ohne zusätzliche Prüfung. Nach Meinung der Experten von AUTODOC: „Mit der B196-Erweiterung darf man in Deutschland Leichtkrafträder mit einem maximalen Hubraum von 125 cm³ und einer Maximalleistung von 15 PS fahren. Wichtig zu beachten ist, dass das Leistungsgewicht von 0,1 kW/kg nicht überschritten wird. Die B196-Erweiterung des Führerscheins der Klasse B besitzt nur in Deutschland Gültigkeit.“ Allein bis Anfang 2023 wurden mehr als 185.000 Genehmigungen erteilt, Tendenz weiter steigend. Das zeigt: Das Motorrad ist längst nicht mehr nur ein Hobby für Sommerfahrten, sondern ein alltagstaugliches Verkehrsmittel.

Neben der Flexibilität spielt auch die Kostenfrage eine Rolle. Ein 125er-Motorrad verbraucht oft weniger als drei Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer – Werte, von denen die meisten Autos nur träumen können. Versicherung und Steuer sind ebenfalls günstiger. Für viele Berufspendler rechnet sich der Umstieg daher bereits nach wenigen Monaten. Dennoch ist das Motorrad nicht für jede Situation geeignet: Wetter, Gepäckbedarf und Sicherheitsaspekte bleiben entscheidende Faktoren.

Gerade die Sicherheit ist ein zentrales Thema. Während das Auto durch Knautschzonen und Assistenzsysteme schützt, verlässt sich das Motorrad fast ausschließlich auf die Technik und die Aufmerksamkeit des Fahrers. Bremsen stehen hier im Mittelpunkt. Die Vorderradbremse trägt rund 70 % der Verzögerung, das Hinterrad stabilisiert – eine Balance, die regelmäßige Wartung erfordert. Schon kleine Defekte können fatale Folgen haben. Fachleute raten, die Bremsanlage jährlich prüfen zu lassen. Beschichtete Bremsscheiben, wie sie von Herstellern wie ATE angeboten werden, erhöhen die Widerstandsfähigkeit gegen Korrosion und Hitze und sorgen so für mehr Sicherheit.

Ein Blick nach Europa zeigt, dass Deutschland hier Nachholbedarf hat. In Städten wie Rom, Paris oder Barcelona gehören Motorroller und Leichtkrafträder längst zum Stadtbild. Sie entlasten den Verkehr, reduzieren den Platzbedarf und sorgen für mehr Beweglichkeit im Alltag. Deutsche Großstädte könnten von diesen Beispielen profitieren – vorausgesetzt, die Infrastruktur passt sich an. Mehr Motorradparkplätze, spezielle Fahrstreifen oder kombinierte Verkehrskonzepte wären denkbare Lösungen.

Die Stimmen der Umsteiger sind eindeutig: Viele berichten von kürzeren Wegen, weniger Stress bei der Parkplatzsuche und einem völlig neuen Fahrgefühl. Statt Frust im Stau erleben sie eine freiere, bewusstere Form der Mobilität. Natürlich braucht es eine Phase der Eingewöhnung, denn das Fahren auf zwei Rädern verlangt andere Reflexe und mehr Schutzkleidung. Doch wer sich darauf einlässt, gewinnt ein Stück Lebensqualität zurück.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Weder Auto noch Motorrad allein können die Mobilitätsprobleme lösen. Aber die Kombination beider Konzepte – ergänzt durch den öffentlichen Nahverkehr – eröffnet neue Chancen für die Zukunft der Städte. Das Motorrad ist dabei nicht mehr nur die schnelle Sommeroption, sondern entwickelt sich zu einem ernsthaften Bestandteil moderner urbaner Mobilität.